Sommersprossen oder -possen?

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Letztes Jahr nahm das Bundesamt für Gesundheit die Zahlen vom Tropeninstitut zum Anlass, mit einer Anti-Hitzepolitik den Menschen so viel Angst und Schrecken einzujagen, dass sie nicht einfach mehr Wasser schlucken, sondern selbst absurde Staatseingriffe.

Der Sommer bringt viele Annehmlichkeiten mit sich, für mich sind das vor allem Wärme, Sonne und kurze Nächte. Letzte Woche die Morgennachrichten auf Radio SRF gehört und gleich mal über eine Meldung gestolpert, die von einer ungewöhnlichen Hitzewelle in Kanada berichtete. Sage und schreibe 34 Grad Celsius seien gemessen worden und hätten 17 Menschen das Leben gekostet. Diese Opfer nennt man Hitzetote.

Ich erinnerte mich an das Basler Tropen-Institut, das letztes Jahr für 2015 in der Schweiz stattliche 804 Personen hitzetechnisch bestattete und für 2003 gar auf exakt 976 Hitzetote kam. In beiden Jahren also etwas das Dreifache der Verkehrsopfer.

Diese scheinbar exakten Zahlen wurden rein epidemologisch kalkuliert, indem die Todesfälle der heissen Sommer mit den gewöhnlichen Sommermonaten verglichen wurden. Das ist leider immer mehr gang und gäbe, obwohl statistisch sehr fragwürdig, ja unhaltbar.

Die natürlichen Todesursachen sind im Gegensatz zu Verkehrsunfällen sehr vielfältig und interdependent. Man darf deshalb nicht nur eine Variable – hier die Temperatur – auswählen und alle anderen Kausalfaktoren ausblenden.

Alter, Krankheit, Gebrechlichkeit, aber auch Verhaltensfaktoren wie Sonnenbaden, Medikamente, Alkohol oder Drogen spielen eine zentrale Rolle.

Es ist deshalb unzulässig, alles nur der hohen Temperatur zuzuschreiben. Epidemiologen wissen das (oder sollten es wissen).

Aber es geht eben nicht um methodische, sondern politische Korrektheit. Warum bringt SRF die Meldung von 17 Hitzetoten in Montreal? Natürlich, um vor dem Klimawandel zu warnen, wenn schon keine Wirbelstürme, Gletscherabbrüche oder Überschwemmungen zu vermelden sind.

Letztes Jahr nahm das Bundesamt für Gesundheit die (bestellten) Zahlen vom Tropeninstitut zum Anlass, mit einer Anti-Hitzepolitik den Menschen so viel Angst und Schrecken einzujagen, dass sie nicht einfach mehr Wasser schlucken, sondern selbst absurde Staatseingriffe.

Doch dieses Jahr erfuhr ich am selben Morgen im Tram aus 20 Minuten, dass der Bund jetzt auch gegen das Schwitzen aktiv wird, um zum Beispiel andere am Arbeitsplatz nicht zu belästigen oder sie gar dem Mobbing auszuliefern. Jeden zweiten Tag duschen, dreimal täglich Zähne putzen, Unterwäsche häufig wechseln, und so weiter und so fort. Ich musste einsehen, dass ich mit täglich duschen, aber nur einmal Zähneputzen abartig bin.

Doch der Clou vom ganzen Theater unserer Gesundheitsbehörden ist ein anderer: Hyperthermie entsteht durch eine innere Aufheizung bei hohen Aussentemperaturen, aber mangelhafter Abkühlung nach aussen. Schwitzen ist dafür die effizienteste Reaktion, wenn nicht gerade eine Wasserkühlung mit Frischwasser möglich ist.

Nach dem Essen und Trinken soll nun auch noch das Schwitzen staatlich reglementiert und bald auch kontrolliert werden.

Dieser Beitrag ist zuerst in der «Basler Zeitung» vom 12. Juni 2018 erschienen.

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1 thought on “Sommersprossen oder -possen?”

  1. In der besagten Grossregion Montreal (Quebec) leben rund 6 Mio Einwohner. Allein im statistisch Durchschnitt sterben in diesem Gebiet jeden Tag rund 200 Personen, während einer mehrtägigen Phase wie dieser besagten Hitzeperiode sind es also über 1000. Wie viele der 17 waren von Krankheit und Schwäche Gebrechliche, bei denen viele andere Auslöser auch zum Ableben geführt hätten? Mit Kälte einhergehenden Infektionen und anderen Erkrankungen führen zu Grössenordnungen mehr Toten wie die Hitze.

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