Über 25 Jahre Kampf gegen die globale Erwärmung: Traurige Bilanz der Klimapolitik

COP23.pngInnerhalb eines Vierteljahrhunderts mit 22 Klimakonferenzen konnte der Anteil von Kohle, Öl und Gas weltweit nur von 88 auf 86 Prozent gesenkt werden….

Innerhalb eines Vierteljahrhunderts mit 22 Klimakonferenzen konnte der Anteil von Kohle, Öl und Gas weltweit nur von 88 auf 86 Prozent gesenkt werden.

In der Berichterstattung über die gegenwärtig in Bonn stattfindende 23. UNO-Klimakonferenz wird viel über Prozesse der Konsensfindung und Verhandlungstaktiken geschrieben. Was aber fehlt ist ein Faktencheck: Wie erfolgreich sind die Bemühungen der UNO seit der ersten Konferenz in Rio 1992? Leider nicht sehr.

Das Kernthema der gesamten Klimapolitik ist die Dekarbonisierung, also der geforderte Ausstieg aus den fossilen Energien. Er soll eine Klimakatastrophe verhindern. Die erste Frage lautet deshalb: Wie sieht das Verhältnis von fossiler zu nicht fossiler Energie heute aus, und wie hat es sich in letzter Zeit entwickelt? Selbstverständlich muss man dabei den gesamten Weltenergieverbrauch ins Auge fassen. Im Jahr 2015 war dieses Verhältnis nach BP-Statistik 14 Prozent nicht fossil zu 86 Prozent fossil.

25 Jahre früher, zu Beginn der UNO-Klimakonferenzen, betrug der nicht fossile Anteil 12 Prozent. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts mit 22 Klimakonferenzen konnte der Anteil von Kohle, Öl und Gas weltweit also nur von 88 auf 86 Prozent gesenkt werden. Das zeigt einerseits, wie langsam das Tempo der Veränderung in Richtung Zukunft ohne Fossile bisher war. Und andrerseits folgt aus der Tatsache, dass heute erst 14 Prozent des Weltenergieverbrauchs aus nicht fossilen Quellen stammen, wie weit wir immer noch von einem aus Klimaschutzgründen geforderten Ziel von mindestens 90 Prozent entfernt sind.

Die Ernüchterung steigert sich noch, wenn wir diese 14 Prozent genauer unter die Lupe nehmen. Sie setzen sich aus 7 Prozent Wasserkraft, 4.5 Prozent Kernkraft und 2.5 Prozent übrige Erneuerbare zusammen. Da die Wasserkraft schon seit über 100 Jahren verwendet wird, und die Kernkraft höchst umstritten ist, setzen die meisten Umweltschützer ihre Hoffnungen in den raschen Ausbau der neuen Erneuerbaren: Biomasse, Wind und Sonne.

So stösst man in den Medien immer wieder auf Meldungen, die von hohen Zuwachsraten bei Wind und Sonne berichten, die es in einzelnen Ländern auch tatsächlich gibt. Für das Gesamtbild sind sie aber oft irreführend, weil auch beträchtliche prozentuale Zunahmen von geringen Ausgangsmengen noch nichts Grosses ergeben. Oft geht es auch nur um installierte Leistung und nicht um realen Ertrag.

Die zweite Frage lautet deshalb: Wie gross ist der Ausbau der fossilen Energieträger in den letzten 25 Jahren in absoluten Zahlen, verglichen mit demjenigen der neuen Erneuerbaren? Wiederum laut BP-Statistik betrug im Jahr 2015 der Mehrverbrauch von Kohle, Öl und Gas gegenüber 1990 4089 Millionen Tonnen Öläquivalent, die neuen Erneuerbaren verzeichneten einen Zuwachs von 340 Millionen Tonnen. Mit andern Worten: In dieser Zeitspanne ist der Verbrauch fossiler Energieträger 12-mal mehr gestiegen als derjenige der neuen Erneuerbaren.

Trotz 25 Jahren UNO-Klimapolitik sind noch immer 86 Prozent der Weltenergie fossil, dieser Anteil hat sich kaum verändert. Und die neuen Erneuerbaren, die gut 2 Prozent beitragen, sind in dieser Zeit 12-mal weniger ausgebaut worden als die Fossilen. Diese Zahlen zeigen, wie sehr unser heutiger Wohlstand noch immer ganz entscheidend von fossilen Energiequellen abhängig ist. Und wenn man bedenkt, dass in Indien der Pro-Kopf-Energieverbrauch heute noch vergleichsweise niedrig ist, von Sub-Sahara Afrika gar nicht zu sprechen, so wird rasch klar, dass der Weg in eine Zukunft ohne fossile Energie noch für mehrere Jahrzehnte eine gewaltige Herausforderung darstellen wird. Es erstaunt deshalb nicht, dass viele Kommentatoren und Klimaaktivisten diese unangenehmen Tatsachen lieber verschweigen.

(Als Gastbeitrag erschienen am 11. November 2017 im Tages-Anzeiger, S.12, sowie als Post im Blog Schlumpf-Argumente.)

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5 thoughts on “Über 25 Jahre Kampf gegen die globale Erwärmung: Traurige Bilanz der Klimapolitik”

  1. Es ist doch viel einfacher, billiger und bequemer Öl, Kohle und Gas zu verbrennen!
    Welche Motivation und Anreize gibt es darauf zu verzichten? Die COP21 in Paris hat aber den Weg aufgezeigt. Die Umsetzung wird nun zähneknirschend angegangen, weil es kostet und alle finden, die anderen sollen zuerst beginnen!!

  2. Lieber Hr. Huber,
    warum vergessen Sie die Kernenergie? Die sogenannten “Erneuerbaren” sind aus technischen Gründen ungeeignet, moderne Industrienationen zu versorgen. Die ganzen Illusionen mit Sonne und Wind sind lediglich deshalb überhaupt möglich, weil diese Installationen auf der Grundlage eines vorhandenen stabilen Netzes parisitieren können. Es ist bedauerlich, dass sich die Kohle- und Kernenergielieferanten z.B. in Deutschland nicht entschliessen dürfen, ihre Anlagen mal in Streik treten zu lassen, obwohl nominell die “Erneuerbaren” doch schon über genug Kapazitäten zur Versorgung des Landes verfügen. Es würden 6 Stunden genügen, und danach wäre der Spuk auf immer vorbei.
    Wenn Sie schon an den ausgemachten Unsinn mit dem “CO2 als Klimakiller” glauben, dann müssten Sie eigentlich die Kernenergie befürworten, denn diese ist CO2-arm und problemlos imstande, unsere Nationen auf Jahrhunderte hinaus mit sicherer und bezahlbarer elektrischer Energie zu versorgen. Also, warum reden Sie nicht darüber?

  3. Nur dank Kernenergie, PV, Windenergie und schrittweise Verzicht von Kohle und Öl als Brennstoff für Kraftwerke können die Ziele erreicht werden. Das machen uns die Chinesen und die Inder auch vor. CO2 ist auch nicht ein Klimakiller, sondern gemäss der Mehrheit der Wissenschaft ein der Haupttreiber der Temperaturzunahme auf der Erde. Das bezweifeln gewisse Kreise, damit kann ich aber sehr gut leben.

  4. Lieber Hr. Huber,
    wenn Sie nichts gegen Kernenergie haben, dann frage ich mich, wozu wir überhaupt die teuren, nicht regelbaren Störstromquellen Solar und Wind überhaupt brauchen? MIt Kernkarft, Wasserkraft und Pumpspeichern könnte die Schweiz 100 % ihres Strombedarfs völlig ohne CO2-Emissionen decken, und zwar kostenmässig wesentlich günstiger und technisch wesentlich zuverlässiger.
    In Deutschland könnte man zwar nicht ganz auf fossile Kraftwerke verzichten, aber eine Reduzierung auf weniger als 15-30 % wäre problemlos machbar, wenn man die Kernkraft nicht verteufeln würde.

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