Unser Wohlstand beruht auf fossiler Energie

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Indien und vor allem auch Afrika, in dem in Zukunft das grösste Bevölkerungswachstum stattfinden wird, sind noch sehr weit von Energiestandards entfernt, die für eine Mehrheit von Menschen bescheidenen Wohlstand bedeuten.

Unser gewaltiger Wohlstandsfortschritt der letzten 150 Jahre hängt zentral mit der schrittweisen Eroberung fossiler Energien zusammen. Noch heute sind wir zu 85% von den Fossilen abhängig. Solar- und Windenergie bieten vorderhand keine in grossem Masstab funktionierende Alternative dazu.

Bei einer in der NZZ geführten Debatte um die Gletscherinitiative des Vereins „Klimaschutz Schweiz” geht es zentral um die Frage, ob ein vollständiger Ausstieg aus den fossilen Energien in der Schweiz bis 2050 nötig und machbar sei. Die Forderung der totalen Dekarbonisierung, wie sie in der Initiative erhoben wird, übernimmt bekanntlich die Empfehlungen des Weltklimarates, insbesondere die Zielsetzungen des Pariser Abkommens von 2015. Bei der Verfolgung solcher Kontroversen, erstaunt es mich immer wieder, dass darin kaum reale Erfahrungen reflektiert werden, die wir seit Beginn der Diskussion um die Substitution fossiler Energie gemacht haben.
Schon 1977 hat A.B. Lovins in seinem Buch „Die sanfte Energie” den Weg alternativer Energiestrategien beschrieben, in direktem Reflex auf die erste Ölkrise. Global institutionalisiert wurde diese Forderung 1992 in der in Rio unterzeichneten UNO-Klimakonvention, jetzt unter dem Banner des Klimaschutzes. Das Ziel dieser Konvention, die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, wurde 1997 mit dem Kyoto-Protokoll völkerrechtlich verbindlich festgesetzt. Und seit 1995 wird dieses Thema an jährlich stattfindenden Klimakonferenzen mit grossem internationalem Echo weiter verfolgt. Aber eben, wo stehen wir heute faktisch auf dem Weg des Ausstiegs aus den fossilen Energien?

Ich fasse die heutige weltweite Realität in drei Punkten zusammen (basierend auf „BP Statistical Review” 2018):

  • Der Gesamtenergieverbrauch steigt seit Jahrzehnten praktisch ungebrochen an.
  • Der Anteil der fossilen Energieträger beträgt heute immer noch 85%.
  • Solar- und Wind-Energie tragen 2.6% bei.

Keine der vielen Warnungen, eine stark wachsende Weltbevölkerung könne bald nicht mehr mit genügend Energie versorgt werden, ist eingetreten. Im Gegenteil: Wir verfügen heute pro Kopf im Durchschnitt über etwa zwei Drittel mehr Energie als vor 50 Jahren! Diese Entwicklung hat den Grundstein gelegt für eine aussergewöhnliche Steigerung von Wohlstand, Lebenserwartung und Gesundheit, die in der Menschheitsgeschichte ohne Parallele ist.

Dieser Wohlstand beruht aber immer noch sehr weitgehend auf fossiler Energie. Dabei zeigt sich, dass der Anteil von Öl, Kohle und Gas trotz über 20-jähriger Klimapolitik längere Zeit auf einem stabilen Niveau von 87% verharrt und erst in den letzten fünf Jahren auf die heutigen 85% marginal gesunken ist. Aber sogar in dieser jüngsten Vergangenheit, seit 2012, wurde zweieinhalb Mal mehr fossile Energie neu zugebaut als Solar und Wind. Warum das so ist, zeigt eindrücklich das Beispiel China.

In den letzten zwanzig Jahren hat China allein knapp die Hälfte der weltweit zusätzlich konsumierten Energie verbraucht. Dieses gigantische chinesische Wachstum, das bis 2011 fast nur mit Kohle bestritten wurde, hat sich erst vor vier Jahren diversifiziert. Dabei liegt der interne Anteil der Fossilen noch heute über dem Weltdurchschnitt. Man muss es zur Kenntnis nehmen: China hat mit der einzigen ihm zur Verfügung stehenden fossilen Energieoption, nämlich Kohle, etwas erreicht, was ebenfalls beispiellos ist: Das Herausführen von vielen Millionen Menschen aus bitterster Armut aus eigener Kraft.

Aber damit ist das Bild von China noch nicht fertig gezeichnet. Erst in jüngster Zeit ist dort auch der grösste Boom an neuen Erneuerbaren losgegangen. Deutschland, das weltweit zuerst in Wind und Solar in grösserem Mass investiert hat, ist in den letzten sieben Jahren sowohl von den USA als auch von China überholt worden. Heute steht China in beiden Bereichen auch hier vor den USA an der Spitze. Dabei gilt es zu bedenken, dass Wind und Solar mit ihrem Weltanteil von 2.6% bisher erst eine energiepolitische Randnotiz sind. Und dies trotz fantastischen Ausbauraten in den wenigen Ländern, die reich genug sind, in eine solch unzuverlässige und vorderhand teure Energieform in grösserem Massstab zu investieren.

Die weitgehend gescheiterte Energiewende in Deutschland – gewaltige Kosten, höchste Energie-Konsumentenpreise, Verzerrung des Strommarktes, volatile Produktion, die Ersatzkraftwerke erfordert, bei praktisch keinem Umweltnutzen – zeigt deutlich, dass Wind und Solar vorderhand in grossem Massstab keine Alternative zu den fossilen Energien darstellen. Dies erhält eine zusätzliche Brisanz durch das Faktum, dass sowohl Indien, als vor allem auch Afrika, in dem in Zukunft das grösste Bevölkerungswachstum stattfinden wird, noch sehr weit von Energiestandards entfernt sind, die für eine Mehrheit von Menschen bescheidenen Wohlstand bedeuten.

Bitte lesen Sie diesen und weitere Beiträge in meinem Blog “Schlumpf-Argumente”.

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5 thoughts on “Unser Wohlstand beruht auf fossiler Energie”

  1. In geradezu epischer Breite legt Professor Schlumpf überzeugend dar, dass der vollständige Ausstieg aus den fossilen Energien in der Schweiz bis 2050 nicht machbar sein wird, weil Solar- und Windenergie vorderhand keine in grossem Massstab funktionierende Alternative dazu bieten. Damit rennt er bei jedem realistisch denkenden Menschen offene Türen ein.
    Leider vermisst man in den Darlegungen des Herrn Professors die Antwort auf die eigentliche Gretchenfrage:
    “Ist bis 2050 der vollständige Ausstieg aus fossiler Energie nötig?”
    Falls man die Notwendigkeit eines abrupten Ausstieg aus fossiler Energie bejaht, steht man vor einem Dilemma, aus welchem der Herr Professor keinen Ausweg aufzeigt!
    Die Panikmache des Weltklimarats beruht auf “Modellen”, deren Urheber inzwischen selbst einräumen, dass sie sich verrechnet haben. Bevor sie weiteren Unsinn verbreiten, sollten die Klima”forscher” zunächst einmal eine Zusatzausbildung auf dem Gebiet der Thermodynamik des Weltalls sowie in der Theorie und Technik der Statistik absolvieren: Die Klimaerwärmung ist nicht anthropogen, sondern wegen der Entropiezunahme (=Wärmetod) der Erde unvermeidbar, ein Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Kohlendioxydgehalt der Luft kann zwar nachgewiesen werden, nicht aber eine messbare Kausalität!
    Falls die Panikmache der Klima”forscher” dazu führt, dass wir die fossilen Energievorräte inskünftig sorgfältiger bewirtschaften, indem wir die alternaiven Energien auf Produzentenebene marktfähig machen, so dient diese Panikmache immerhin einem guten Ziel.

  2. Da wir sowieso dem Wärmetod ausgeliefert sind, machen wir nun einfach nichts mehr? Von mir aus könnte man den unweigerlich eintreffenden Wärmetod noch ein bisschen hinauszögern und auch dann, wenn eventuell niemand zu 100% den menschgemachten CO2 Ausstoss für die Erderwärmung verantwortlich machen kann.
    Für jeden erdenklichen Mist habe ich eine Versicherung (ausser bei einem AKW) und will irgendwelche Risiken vermindern und bei der Erderwärmung sollen wir es drauf ankommen lassen?
    Ich sehe das Ganze nicht als Panikmache und fahre nun nicht mehr Auto (fossil) und so weiter, aber es wäre durchaus sinnvoll in alternative Energien zu investieren.
    Schauen Sie zum Beispiel was Tesla macht und erreicht hat. Ich meine nicht primär das Produkt Tesla Autos. Meinen Sie VW investiert nun mehrere Milliarden in die Entwicklung von Elektromobilen aus lauter Spass, oder weil ein paar Idealisten ein Ökomobil fahren wollen? Vor ein paar Jahren hat in Deutschland der letzte grosse Akkuhersteller die Segel gestrichen, da es keinen Markt gab. Der Wind hat nun aber sprichwörtlich gedreht. Fast panikartig hat die europäische Autoindustrie gemerkt, dass da ihnen ein kiffender whisky-trinkender CEO (noch) den Rang abläuft. Nun gut, man kann nun wieder argumentieren, dass das alles subventioniert wird usw…
    Und noch wegen China und Kohle. Klar hat ein billiger Energieträger zum Wohlstand beigetragen. Sobald aber ein gewisser Wohlstand erreicht ist, wird man sich dessen bewusst mit was man sich den erkauft hat. 2017 wurde zum Beispiel schon mehr GW an EE installiert als fossile Kraftwerke.

  3. Auch wenn nicht nur Herr Schnyder, sondern auch sämtliche Bewohner der Schweiz ihren Kohlendioxydausstoss ab sofort auf Null reduzieren, würde sich die behauptete anthropogene Klimaerwärmung in den nächsten 20 Jahren lediglich um eine Woche verzögern! Das wäre wirklich nur ein Vogelschiss in der Weltklimageschichte!
    Vor etwa dreissig Jahren hat man gegen das Waldsterben den Waldboden mit Kalk bestreut, um die Übersäuerung des Waldbodens zu bekämpfen. In weiteren dreissig Jahren wird man über unsere Generation ebenso lachen, weil wir Kohlendioxyd in den Boden zu pumpen versucht haben, um die angeblich anthropogene Klimaerwärmung zu stoppen!
    Weil die Vorräte an fossiler Energie begrenzt sind, ist es sinnvoll, andere Energieträger zu fördern, nicht aber wegen der Panikmache der Klima”forscher”.
    Und solange unser Strommix noch Kohlestrom enthält, ist Elektromobilität für den angestrebten Klimaschutz sinnlos.
    Und wer ein Elektroauto von Tesla für ein Ökomobil hält, ist nicht ganz bei Trost.
    Dass die Automobilindustrie weltweit nicht aus Spass in die Entwicklung von Elektroautos investiert, sondern weil der Wind gedreht hat, ist dem Umstand geschuldet, dass eben diese Drehung des Windes der Verteufelung des Diesels wegen seiner Emissionen zu verdanken ist:: Während der Grenzwert für Stickoxyde für Stadtluft bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt, liegt die maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration für Stickoxyde bei jahraus jahrein 45 Wochenstunden bei 900 Mikrogramm pro Kubikmeter Atemluft! Dabei spielt es keine Rolle, ob ein CEO säuft und kifft und vielleicht auch vögelt: Wirklich besoffen sind nur jene Leute, welche den Panikmachern auf den Leim gehen.:

  4. Natürlich will ich das Gesetz der Thermodynamik nicht ausser Kraft setzen und mir ist die problematische Thematik Waldsterben auch bewusst. Zudem müsste man das Fliegen verbieten, oder massiv verteuern, wenn man wirklich was effektives machen will.
    Wie gesagt, ich fahre immer noch ein Auto mit Verbrennungsmotor. Wenn die Karre aber den Geist aufgibt, werde ich auf ein Elektroauto umsteigen. Und ja, ich kaufe “Wasserstrom” ein. Damit wäre die ökobilanz besser als bei einem Verbrenner. Und nein, ich kaufe keinen Luxusschlitten von Tesla (S oder X), denn diese sind sicher nicht als ökomobile zu bezeichnen. Das neue Model 3 kommt dem aber schon recht nahe.
    Die ganze Dieselgategeschichte ist in beide Richtungen absurd. Es wurde nachweislich geschummelt und auf der anderen Seite auch unlogische Grenzwerte verordnet.

    Meine Hauptbeweggründe um sich von fossilen Kraftstoffen zu verabschieden liegen dann eigentlich auch ganz woanders – 1. kommen die meistens von zweifelhaften Staaten. 2. es besteht eine Art Energiemonopol. Daher werden dann auch bald mal ein paar PV Module mein Dach verzieren. Ich bin mir nur noch am überlegen ob ich die Subventionen beanspruchen soll.

  5. Wenn die Grünen wüssten, dass beim Dopen von Dieselabgasen mit Harnstoff Ammoniak entsteht, welches im nachfolgenden Reduktionskatalysator nur unvollständig zu Stickstoff reduziert wird, so würden Sie noch mehr Amok laufen!!!
    Wer beim heutigen und wohl auch zukünftigen Strommix wegen des erhofften Klimaschutzes statt eines Diesels ein Elektroauto fährt, entzieht den hierfür benötigten Hydrostrom einer sinnvolleren Verwendung. Für diese Zwecke kommt dann Kohlestrom zum Einsatz, die Klimabilanz wird also nicht verbessert. Mit 20 Liter Diesel kommt man so weit wie mit der Ladung einer TESLA – Batterie!
    Auch unsere Smartphones und Laptops kommen von “zweifelhaften” Staaten, welche auch hierbei bald eine Art Monopol haben werden. Sollen wir deshalb wieder den Morsefunk subventionieren statt zu mailen?

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