Mückenplage

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In der Thurgauer Zeitung war kürzlich zu lesen, dass Mücken aus Überschwemmungsgebieten zur Plage werden. Im Kanton Tessin werden die fliegenden Parasiten mit einem „bakteriellen Insektizid” – aus dem Helikopter versprüht – bekämpft.

Diese Kurzmeldung birgt einiges an naturwissenschaftlichen Sprengstoff, wenn man folgendes bedenkt:

Mückenlarven entwickeln sich nur in stehenden Gewässern wie Tümpeln, Weihern, Sümpfen oder auch renaturierten Bach- und Flussläufen sowie in Eimern und Töpfen im Garten. Es kommt nicht von ungefähr, dass unsere Vorfahren Sümpfe trockengelegt und Bäche begradigten, so dass aus stehenden fliessendes Gewässer wurde. Neben dem Gewinn von landwirtschaftlichem Land durch die Trockenlegung von Sümpfen wurden damit auch die Brutstätten von Malaria zerstört deren Überträger Mücken sind. Es scheint vielen Menschen nicht mehr bewusst zu sein, dass Malaria auch in Mitteleuropa sehr verbreitet war. Damals wie heute tötet Malaria recht zuverlässig. Eines der berühmtesten und gut dokumentierten Malaria Opfer unserer Breiten war Friedrich Schiller, der sich in der Gegend von Karlsruhe ansteckte. Der Autor des Wilhelm Tell starb jung und qualvoll an der Krankheit aus den Sümpfen.

Je mehr stehende Gewässer wir absichtlich und gegen das Wissen unserer Altvorderen wieder einführen, umso mehr werden wir Mücken bekämpfen müssen und – wenn alles schief geht – uns auch wieder mit Malaria in unseren Gegenden beschäftigen müssen. Das wäre dann ein Schritt „zurück zur Natur” der konsequenten Art: Wir sterben ein bisschen, für das Mückenwohl.

Weiterhin ist der unschuldige Hinweis auf das „bakterielle Insektizid”, welches zur Mückenbekämpfung verwendet wird, bemerkenswert. Der Journalist geht wohl davon aus, dass das „bakterielle Insektizid” harmlos ist. Und – oh Wunder – er hat recht!

Das Insektizid ist sehr spezifisch; es tötet nur Mücken. Neben diesen „bösen Zielorganismen” werden keine „guten” Insekten getötet. Auch für Menschen, Fische etc. ist es harmlos. Zudem wird es schnell abgebaut. Deshalb wird es nicht nur im Tessin, sondern auch im deutschen Rheintal oft verwendet: Denn auch dort kommt es in Folge der Renaturierung der Altrhein-Arme und wegen Überschwemmungen zu Mückenplagen – zum Beispiel in der Gegend von Karlsruhe. Das rettende Wunderinsektizid stammt von Bazillus thuringiensis. Es nennt sich deshalb „Bt Toxin”.

Bevor ich es vergesse, der gentechnisch gezüchtete Mais produziert auch ein Bt Toxin, um sich gegen den Maiszünsler zu schützen. Was im Tessin also per Helikopter versprüht Gutes stiftet, soll im GM Mais des Teufels sein? Wenn wir weiterhin so undifferenziert über GM Technologie urteilen wie aktuell, steigt der Teufel in Zukunft vielleicht früher wieder aus unseren Sümpfen des Unverstands als uns lieb ist.

Wer mehr zur Bekämpfung von Stechmücken mit Bt Toxin wissen möchte, findet wertvolle Informationen auf folgender Seite:

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