“Weltwoche Grün” – Kostenvorteil Kernkraft

Bitte lesen Sie den hervorragenden Kurzbeitrag “Kostenvorteil Kernkraft” von Alex Reichmuth in der Sonderbeilage “Weltwoche Grün”, Nr. 1/2024 vom 15. Februar 2024 (Seite 11), den uns der Autor und der Chefredaktor der Sonderbeilage, Dr. Beat Gygi, freundlicherweise zum Download freigegeben haben. (Klicken sie auf das Cover oder hier für ein PDF.)

Der Autor führt u.a. aus (Zitat aus dem Text):

“Auch laut dem Bund ist Atomstrom günstig. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie schätzte vor vier Jahren die Gestehungskosten für Strom aus neuen KKW im Jahr 2035 auf 5 bis 12 Rappen pro Kilowattstunde, während FV-Strom zwischen 5 und 18 Rappen kostet und Windstrom auf 10 bis 15 Rappen zu stehen kommt. Das Nuklearforum dazu in einem «White Paper»: «Die lange Laufdauer und die enormen Mengen an klimafreundlicher Energie, welche über Jahrzehnte aus Nuklearanlagen gewonnen werden können, führen zu insgesamt attraktiven Gestehungskosten.»

Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass bei Wind und Solarstrom im Gegensatz zu Atomstrom beträchtliche weitere Kosten für die Integration dieser fluktuierenden Energiequellen ins Stromsystem anfallen – es werden neue Energiespeicher und ein Ausbau der Stromnetze nötig. Entsprechende Berechnungen hat der amerikanische Ökonom Robert Idel vorgenommen. In einer Studie im Fachblatt Energy kam er 2022 zum Resultat, dass Solarstrom in Deutschland vierzehnmal so teuer wie Atomstrom ist, wenn man ein Stromsystem ausschliesslich auf FV-Anlagen beziehungsweise Kernkraftwerke abstellt und dabei die vollen Systemkosten berücksichtigt. Auch Windstrom ist demnach fast fünfmal teurer als AKW-Strom, und selbst bei einem gemischten System aus FV- und Windanlagen kostet der Strom rund viermal mehr als in einem AKW-System.”

Dazu möchte ich noch folgenden Kommentar abgeben:

Wir haben in diesem Blog seit Jahren auf diese systemischen Zusatzkosten der erratisch schwankend produzierenden Wind- und Solarenergieanlagen hingewiesen. Vergleichen wir nur die direkten Produktionskosten über die gesamte Lebensdauer dieser Anlagen (die sog. levelized costs) mit denjenigen von Nuklearzentralen oder anderen Anlagen, die plan- und steuerbar Strom liefern, dann vergleichen wir völlig unterschiedliche Produkte. Solche Vergleiche sind unzulässig, irrelevant und irreführend! Alex Reichmuth beschreibt diese Problematik ebenso kompakt wie klar.

Es ist didaktisch gut, Extremlösungen – z.B. 100% FV vs. 100% AKW – zu vergleichen, wie es der von Reichmuth zitierte Ökonom offenbar getan hat. Für die Praxis ist aber der Vergleich gemischter Systeme bedeutsamer, wie er ihn auch ausgeführt hat.

Seine Berechnungen sind damit ein weiterer Beweis für einen Zusammenhang, auf den wir hier, gestützt auf Aussagen von Prof. Hans-Werner Sinn, Prof. Fritz Vahrenholt und anderen, schon lange immer wieder hinweisen:

Die systemischen Zusatzkosten der Integration von Wind- und Solaranlagen in gemischten Systemen steigen mit zunehmenden Systemanteilen dieser fluktuierenden Stromquellen überproportional.

In den Ländern mit aktuell sehr hohen Systemanteilen an Wind- und Solarstrom – so in Deutschland oder Dänemark – liess sich in den letzten Jahren sehr gut beobachten, dass die relevanten Systemkosten je kWh mit steigenden Solar- und Windstromanteilen laufend weiter angestiegen sind, obwohl die direkten Kosten (levelized costs) infolge fallender Komponentenpreise laufend gesunken sind.

Entsprechend sind die Energiepreise, Netzentgelte (Systemkosten) und Abgaben (zur Förderung ineffizienter Anlagen), die zusammen die effektiv relevanten Kosten für die Endkunden ausmachen, in Deutschland und Dänemark massiv angestiegen.

In der Schweiz, in der die Flatterstromanteile bis dato noch unter 10 Prozent liegen, ist diese Problematik noch nicht sehr stark spürbar. Dies droht sich aber in den nächsten Jahren zu ändern, wenn wir nicht endlich bessere Lösungen umsetzen (z.B. Gaskraftwerke und – so rasch als möglich – Neu- und Ausbau der AKW).

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4 thoughts on ““Weltwoche Grün” – Kostenvorteil Kernkraft”

  1. Danke zu wiederholen (wieder einmal), dass ein direkter Vergleich ‘erneuerbare’ Sonne, Wind vs. AKW ein Unding sondergleichen ist. Wenn die E-Lobby sich mit dieser Lebenslüge wohlfühlt, ist das ihr Problem, aber bitte nicht weiter das Volk ‘versegglen’. Wir hatten genug seit Leuthard & Co 2017.

    1. Die E-Lobby… v.a. die NEE-Lobby “vergisst” oder – zutreffender – unterschlägt notorisch, dass staatliche Fördermittel auch Kosten sind, die in der Volkswirtschaft jemand tragen muss. Und natürlich die im Blog thematisierten System-Zusatzkosten, die grösstenteils einfach über die Netzentgelte eingesammelt werden.

      Jetzt muss man sich einmal vor Augen führen, wie teuer uns diese alpinen Solaranlagen zu stehen kommen werden (oder würden, zum Glück werden die ja fast überall durch die speziell betroffene Bevölkerung gebodigt), wenn wir schon vorab 60 Prozent der Investitionskosten übernehmen müssen – egal wie hoch diese ausfallen. Dazu die Sytemmehrkosten, insbesondere Netz-Zusatzbauten, die – wie gesagt – einfach über Netzentgelte eingesammelt werden.

      Ich habe schon des Öfteren gesagt, dass wohl Politiker, die solche Ungeheuerlichkeiten beschliessen, ihren Eid auf die Verfassung brechen.

      Doch schon mit der Annahme der Energiestrategie 2050 von BR Doris Leuthard kurz nach Fukushima haben die Ja-Sager im Parlament (Linke, Grüne, Mitte und grosse Teile der FDP) zumindest ihre Sorgfaltspflichten verletzt.

  2. Wann sagt unser BR vor Abstimmungen die Wahrheit?
    Bei der Abstimmung zum EG 2050 meinte Frau a BR Leuthard, mehr wie Fr. 45.-/Kopf wären nicht nötig. Allein der E-Netz Umbau kostet bereits ca. Fr. 65.-/Kopf. Ein Ende der Kostenspirale im EG-2050 ist nicht abzusehen. Das BFE rechnet mit Fr. 400.-/Kopf!
    Weitere Beispiele gefällig? 1992 Zur EWR Abstimmung: Die Schweiz wird wieder das Armenhaus Europas! Fakt ist, die armen Länder (Überschuldung) sind um die Schweiz herum. Asylgesetz Revision 2016: Dank dem Referendum der SVP konnten wir überhaupt abstimmen. 1’300 Fr. pro Gratis-Anwalt waren gem. bundesrätlicher Abstimmungsvorlage vorgesehen, jetzt weiss man es besser. Fr. 1’717.- bis Fr. 2’218.- pro Fall oder 12 Millionen Franken mehr pro Jahr! Das Kosten-Wachstum im Asylwesen in den letzten 10 Jahren, plus 100% (von 1 auf 2 Milliarden Franken, Budget 2024 4 Mrd.) Tendenz steigend. Und jetzt geht es erst richtig los. Alle Asylanten, die Dank der anwaltlichen Unterstützung hierbleiben dürfen, belasten unsere Sozialwerke. Diese stiegen in den letzte 10 Jahren (2006-2016) von 5.5 auf 8.2 Milliarden
    Personen Freizügigkeit (2009): Zuwanderung von ca. 7’000 Personen pro Jahr wurde uns vom Bundesrat vorgegaukelt, effektiv sind es weit über 50’000 pro Jahr!
    Schengen: der Bundesrat rechnete 2005 mit Fr. 8 Millionen pro Jahr, 2010 waren es bereits Fr. 185 Millionen! Krankenkassenprämien sollten laut a BR Dreifuss längerfristig sinken, das Genenteil ist der Fall, eine Explosion hat stattgefunden. Warum sollen wir dem Bundesrat zu einem abstrusen EU Rahmenvertrag zustimmen? Untertäniger geht es nicht mehr! Das gleiche Desaster wird dem unverbindlichen UNO Migrationspackt passieren. Das CO2 Gesetz soll eine Fr. 100.- / Jahr und Familie kosten! Richtig ist einen Faktor 10, also Fr. 1’000.-! Wann gehen dem Stimmbürger endlich die Augen auf? Sein Dasein ist nur als Steuerzahler geduldet.
    Andi Trüssel LR SVP

  3. 🌹„Das Gleichgewicht zwischen PRODUKTION und VERBRAUCH elektrischer Leistung muss IMMER gegeben sein“ (Naturgesetz).
    🌹Alle Anlagen produzierten gleich viele Stromlücken, also rund 80% der Jahresstunden Strommangel, weil Sonne und Wind nicht genügten, messbar an jeder Anlage.
    🌹Wasser, Gas, Öl, Kohle, KKW produzieren weniger als 5% der Jahresstunden Stromlücken.
    🌹Was kosten uns die Stromlücken?
    Jetzt steigen die Strompreise, zum bezahlen der Werbung und Investoren: für neue Kraftwerke und Wasserstoffproduktion, neue Stromleitungen für eMobilität und Stromspeicher für Entsorgung alter Anlagen usw.
    🌹Das Schweizervolk hat 2017 beschlossen bis 2050 den Energieverbrauch, Diesel, Benzin, Gas, AKW usw zu reduzieren auf NETTO NULL CO2 und die Erneuerbaren zu fördern.

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