Glyphosat und Krebs

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Die Behauptung, Glyphosat sei krebserregend, wird mit dem kleinen chemischen Einmaleins widerlegt.

Der Autor der Studie, die behauptet Glyphosat wäre krebserregend, widerlegt sich in Bern anlässlich einer Tagung selbst.

Eine Studie – nur eine – hat mit der Behauptung, Glyphosat sei krebserregend, für viel Pressewirbel und grosse Verunsicherung gesorgt. Am 28. September 2016 hat der Autor dieser IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung) Metastudie, Prof. C.J. Portier, an einer Tagung in Bern zum Thema „Reduktion von Pflanzenschutzmittel in der Schweiz”, an der ich anwesend war, seine Studie erklärt. 

„Seine Studie” ist wörtlich zu nehmen, denn er hat sie gemäss seinen Aussagen selbst finanziert. Es handelt sich übrigens um eine Metastudie, d.h. Prof. Portier hat nicht selbst Versuche mit Mäusen gemacht, sondern hat Ergebnisse von mehreren Studien verglichen. Er hat seine Studie sehr ehrlich und transparent erklärt, was ihm hoch anzurechnen ist. Trotzdem, mit seinen Erklärungen hat er die Studienresultate gleich selbst ad absurdum geführt. Wie er das gemacht hat, erkläre ich im Folgenden in der Hoffnung, dass die Beispiele auch für Nicht-Fachleute verständlich sind. 

Glyphosat wird seit 40 Jahren als Herbizid verwendet und hat sämtliche strengen Prüfungen der staatlichen Zulassungsbehörden weltweit immer bestanden. Der Wirkstoff wurde im Frühjahr 2016 durch das WHO/FAO Gremium JMPR (Joint Meeting on Pesticide Residues) neu bewertet. Diese und auch die Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR, Deutschland, Verantwortlich in der EU für Glyphosat) kommen zum Schluss, dass sich „durch die bestimmungsgemässe Anwendung von Glyphosat kein krebserzeugendes Risiko für Menschen ableiten lässt”. 

Warum in aller Welt behauptet denn das IARC das Gegenteil? Wichtig für die Erklärung ist es folgende zwei Begriffe auseinander zu halten. Der Begriff „Hazard” umschreibt eine theoretisch mögliche Gefährdung. Der Begriff „Risiko” steht für die reale Gefährdung im täglichen Leben. Das Risiko bestimmt man indem die reale Giftigkeit (Toxizität) mit der täglich real aufgenommenen Dosis (Exposition) multipliziert. Die IARC Metastudie bewertet die theoretische Gefährdung – den Hazard. Die IARC hat mit dem Konzept der theoretischen Gefährdung auch die bekannten Aussagen gemacht, dass der Genuss von rotem Fleisch oder Würsten krebserregend sein kann. Die Zulassungsbehörden dagegen bestimmten die realen Risiken. 

Prof. Portier hat in Bern mit einem Beispiel genau dargelegt, wie die – seiner Meinung nach – erhöhte theoretische Krebsgefährdung festgestellt wurde. Bei diesem von ihm erklärten Fütterungsversuch wurden männlichen Mäusen täglich und lebenslang Dosen von mehr als 4000 mg Glyphosat/kg Körpergewicht (das liest sich als 4000 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht) der normalen Fütterung zugesetzt. Bei Dosen kleiner als 4g/kg Körpergewicht (4 g entspricht 4000 mg) konnte kein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt werden.

Um diese Angaben für den Normalbürger verständlich ins kleine chemische Einmaleins zu übersetzen, müssen wir gedanklich zwei Änderungen vornehmen: 

1. Wir ändern die Substanz von Glyphosat zu Natriumchlorid (uns allen bekannt aus der Küche unter dem Namen Kochsalz) und wir machen 

2. die Maus ein bisschen schwerer, nämlich 80 kg, und nennen sie Micky. 

Mit Kochsalz und einem Körpergewicht von 80 kg kann man die eher abstrakten Zahlen der Fütterungsstudie nun so lesen: 

Wenn Micky mit 80 kg Körpergewicht jeden Tag, sein ganzes Leben lang, 320 g reines Kochsalz (4000 mg/kg Körpergewicht => 4 g Kochsalz x 80kg Maus = 320 g Kochsalz) zu sich nimmt (zusätzlich zum normalen Essen), hat er ein höheres Krebsrisiko an NHL Krebs (Non Hodgkin-Lymphom) zu erkranken. 

Wenn man Glyphosat anstelle von Salz nimmt, wäre die Tagesdosis 320 g Glyphosat für den 80 kg schweren Micky. Dies ist die theoretische Gefährdung aus einem Versuch mit sehr, sehr, sehr hohen Dosierungen, mit welcher die IARC argumentiert. Das reale Risiko mit Glyphosat in Berührung zu kommen (die sogenannte Exposition), hat Prof. Poitier selbst anhand von US Zahlen so dargelegt: Ein Konsument in den USA hat eine Exposition von durchschnittlich mit 7 mg (sieben Milligramm) und ein Bauer mit 20 mg (zwanzig Milligramm) pro Tag zu gewärtigen. Das bedeutet, dass ein Bauer 16’000 Tage mit Glyphosat hantieren muss, um nur schon die im Experiment verwendete Tagesdosis von 320g Glyphosat zu erreichen. 

Noch wichtige ist aber folgende Tatsache, wiederum für unsere Versuchsmaus Micky von 80 kg: Kochsalz (Natriumchlorid) ist bei einer EINMALIGEN Aufnahme von 3 g / kg Körpergewicht für 50% der Versuchstiere tödlich (LD 50, 3000 mg/kg Körpergewicht). Unser bedauernswerter Micky wäre als mit 50% Wahrscheinlichkeit tot, wenn er einmal (und nicht täglich bis an sein Lebensende) 240 g Salz (80 kg x 3 g) isst. Bei Ethanol, auch häufig konsumiert unter dem Namen Alkohol z.B. in Bier, Wein und Schnaps, sieht die Rechnung für Micky so aus. Es reichen 275 g Ethanol (3450 mg/80 kg) für ein Sterberisiko von 50% (LD50). Für Menschen wäre eine einmaligen Aufnahme von höchstens 112 g Alkohol mit 50% Sicherheit tödlich. Mäuse ertragen also mehr Alkohol als Menschen. Was Micky wahrscheinlich das Leben retten würde, ist die Tatsache, dass auch einer 80 kg schwere Maus, kein Alkohol verkauft wird, wenn sie nicht nachweisen kann, dass sie älter als 16 Jahre ist. 

Für Koffein beträgt die LD 50 für Mäuse 127 mg/kg Körpergewicht. Das heisst Micky hätte schon ziemlich schlechte Karten bei der einmaligen Einnahme von etwas über 10 g reinem Koffein (127mg*80kg = 10.16g). Das wird er aber wohl auch nicht schaffen, denn dazu müsste er 100 Tassen Filterkaffee (eine Tasse mit 125 ml hat etwa 100 mg Koffein) trinken. Mickey würde es früher übel. Damit Mickey mit Koffein eine gleich hohe Tagesdosis wie im Experiment mit Glyphosat erreicht, müsste sein ganzes Leben lang 3200 Tassen Filterkaffee (320g/100 mg Koffein) zu sich nehmen und zwar pro Tag! 

Nun zurück zum Satz oben:

Hat Micky, der jeden Tag, sein ganzes Leben lang die phantastisch hohe Dosis von 320 g reines Kochsalz zu sich nimmt, ein höheres Krebsrisiko (Hazard)? Theoretisch ja. Im realen Leben ist die Antwort: NEIN, Micky wäre schon an der ersten Dosis, am ersten Tag gestorben. Krebs hätte sich in so kurzer Zeit gar nicht entwickeln können. 

Der Umkehrschluss dieser Studie ist: Glyphosat ist im Vergleich zu z.B. Kochsalz harmlos. Denn auch nach Verabreichung von sehr hohen Dosen, tritt der Tod, im Gegensatz zu Kochsalz, nicht ein. 

Nur noch zum Spass die Frage: 

Gibt es jemanden auf der Welt, der jeden Tag seines Lebens täglich 320 g Glyphosat aufnimmt und der deswegen ein höheres Krebsrisiko für NHL gewärtigen muss? Damit ist ist die Argumentation des IARC zur theoretischen Gefährdung ad absurdum geführt. In der real existierenden Welt geht von Glyphosat, wie von den Zulassungsbehörden richtig dargelegt, weder für Konsumenten noch für Bauern ein Krebsrisiko aus. Sogar sehr, sehr hohe Dosen von Glyphosat sind nicht im entferntesten so toxisch wie Substanzen, die wir täglich konsumieren und mit denen wir im Durchschnitt gut über 80 Jahre alt werden. Dass NGOs die Krebsmeldung des IARC verbreiten, entspricht ihrem Business Model: Dem Schüren von Ängsten. Fast noch störender und gefährlicher ist, dass die Medien – die sich selbst so gerne als neutral, kompetent und kritisch sehen – sowie viele Politiker das kleine chemische Einmaleins nicht beherrschen, mit dem man den Nonsens dieser Studie in Bruchteilen von Sekunden hätte erkennen können. 

Vielleicht hilft für zukünftige Äusserungen wieder mal der Hinweis auf Paracelsus (1493-1541) der bereits damals wusste: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist”.

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