B. S. Frey: “Die Zukunft kann man nicht voraussagen. Punkt.”

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Die Queen warf 2008 der Ökonomenzunft vor, sie habe die Finanzkrise nicht kommen sehen. Was halten Sie von diesem Vorwurf?

Die Zukunft kann man nicht voraussagen. Punkt. Wenn ich die Zukunft kennen würde, wäre ich Multimilliardär. Ich finde es komisch, dass man dieses Argument nicht verstehen will. Wenn ich wüsste, dass der Kurs einer Aktie sinken wird, dann würde ich doch darauf wetten und damit viel Geld verdienen.

Ist das auch eine Kritik an den zahlreichen Prognosen, die fortlaufend erstellt werden?

Ja. Hätte man vor 20 Jahren jemandem gesagt, was Mobiltelefone heute alles können, man wäre für verrückt erklärt worden. Ein weiteres Beispiel: Vor ein paar Jahren haben viele Bankberater empfohlen, in Länder wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zu investieren. Das war ein Fehler. Wenn ihnen ein Banker sagt, diese oder jene Aktie wird steigen, dann ist er entweder dumm oder ein Gauner. Wenn er es tatsächlich wüsste, dann würde er selber investieren und der Aktienkurs würde sofort steigen und nicht erst in der Zukunft. Solche Zusammenhänge zu sehen, das ist die Essenz ökonomischen Denkens.

Aus “Ökologen sehen uns als Feinde” – Wirtschaftsprofessor Bruno S. Frey über Vorbehalte und Probleme der Ökonomie – Interview von Christoph Hirter, Basler Zeitung BaZ, 1. Juli 2017, S. 7.

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