Netto-Null nachgedacht

Netto-Null.pngpubliziert in der Basler Zeitung vom 5. März 2019Netto-Null-Emissionen, sonst gerät unsere Welt aus den Fugen. Das ist der Hype der Stunde, ausgerufen…

publiziert in der Basler Zeitung vom 5. März 2019

Netto-Null-Emissionen, sonst gerät unsere Welt aus den Fugen. Das ist der Hype der Stunde, ausgerufen von einem hochpolitisierten Weltklimarat (IPCC) und unreflektiert nachgeplappert von praktisch allen Medien, Aktivisten, Zukunftsrettern, erleuchteten Jugendlichen, cleveren Geschäftemachern und schliesslich Politikern, die auch noch auf den Zug aufspringen möchten. An eine Massenpsychose ähnlichen Ausmasses kann ich mich nicht erinnern. Das ist nur den ganz Alten vorbehalten, welche noch die geistige Verführung der Massen miterleben mussten, die zum allergrössten Leid des 20. Jahrhunderts führte. Wo ist die Rationalität geblieben, der wir den globalen Fortschritt der letzten Dekaden verdanken? Wo die Abgeklärtheit der geistigen Eliten? Werden solche absurden Forderungen überhaupt nicht mehr hinterfragt, ob sie überhaupt eine Wirkung hätten, wem sie dienen und wem sie schaden? Wie wärs, nüchtern wieder einmal die Fakten auf den Tisch zu legen?

  • Seit dem Messbeginn globaler Temperaturen ist eine Erwärmung von rund einem Grad pro Hundert Jahre nachweisbar. Eine Beschleunigung dieses Trends ist nicht messbar.
  • Gleichzeitig hat sich, trotz (oder dank?) der Erwärmung die Weltbevölkerung mehr als vervierfacht, bei höherer Lebenserwartung, besserer Gesundheit und höherem Wohlstand.
  • Seit den 70er-Jahren findet aufgrund einer globalen Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum eine markante Zunahme der CO₂-Emissionen statt. Sie ist am Anstieg der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre von 0,029 Prozent auf über 0,04 Prozent massgeblich beteiligt.
  • Die Weltwirtschaft und der globale Konsum sind zu 85 Prozent von fossilen Brennstoffen abhängig.

Die Klimawirksamkeit von CO₂ kann experimentell nicht bewiesen werden, doch sie lässt sich innerhalb einer grossen Bandbreite abschätzen. Die kritische Grösse nennt sich ECS (Equilibrium Climate Sensitivity). Sie besagt um wie viel Grad sich die Temperatur bei einer Verdoppelung der Treibhausgaskonzentration erhöht. Gemäss IPCC liegt der Wert zwischen 1,5 und 4,5 Grad. Das heisst, dass bei einer Verdoppelung der CO₂-Konzentration von 0,04 Prozent auf 0,08 Prozent, das Klima sich 1,5 bis 4,5 Grad erwärmen sollte. Der wahrscheinlichste Wert wurde in den letzten zehn Jahren laufend nach unten korrigiert und liegt nun bereits unter 3 Grad. Die Forschung ist hier noch in vollem Gange. In den politischen Aussagen wird meist von einem hohen ECS-Wert und mehr als einer Verdoppelung der CO₂-Konzentration ausgegangen, also nicht von den wahrscheinlichsten Grössen.

Eine Klimaveränderung mit ausschliesslich negativen Folgen für Mensch und Natur oder gar ein «Klimakollaps» lässt sich daraus beim besten Willen nicht ableiten.

Dass fossile Brennstoffe einmal abgelöst werden müssen, braucht weder klimatischen noch geistigen Notstand, sondern Innovation, freien Unternehmergeist und technischen Fortschritt. Staatliche Regulierungen und Verbote waren in diesen Disziplinen nie hilfreich.

Netto-Null-Emissionen müssten auch bei zirka 80 Prozent der Weltbevölkerung durchgesetzt werden. Dass das weder ein realistischer noch weltrettender Ansatz ist, sollte sich sogar einem mittelbegabten Schüler eröffnen, wobei man das bei politisch motivierten Personen, die meist ein Partikularinteresse verfolgen, nicht voraussetzen darf.

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