Vor lauter Klimaschutz die Natur vergessen

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Klimawandel ist das Tummelfeld für alternative Fakten und Fake News. Kaum auf einem andern Gebiet wird so viel Unsinn geboten. Mein Favorit für den Best Fake News Award ist derjenige, dass Rentiere wegen des Klimawandels kleiner werden sollen. 

Ein Klimawandel findet statt. Unsere Gletscher gehen seit rund zweihundert Jahren sichtbar zurück. Messbar ist auch die Zunahme von CO₂ in der Atmosphäre. Kaum bestritten ist das auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zurückzuführen. Und schliesslich gibt es noch die Tatsache, dass das Molekül CO₂ Infrarotstrahlung absorbieren kann. Aber dann fängt das Terrain der ­alternativen Fakten an. Klimaerwärmung als unmittelbare Folge steigender CO₂-Konzentration ist keinesfalls «settled science», wie gerne behauptet wird. Ein Zusammenhang besteht zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit, einen strengen wissenschaftlichen Beweis gibt es aber nicht und über die Auswirkungen lässt sich endlos streiten. 

Es gibt Modelle, mit denen die schlimmsten Klimakatastrophen prognostiziert werden. Das sind aber lediglich Modellergebnisse und nicht Fakten. Al Gore hat 2006 behauptet, dass die ­Arktis heute eisfrei sein werde und wir keine ­richtigen Winter mehr haben werden. 

Absurd wird es, wenn CO₂ als Schadstoff bezeichnet wird. Das geht eindeutig zu weit. Schadstoffe sind Russ, Schwefeldioxid und ­Stickoxide, die bei der Verbrennung von Kohle haufenweise entstehen. Sie sind die Ursache von Smog und massiver Umwelt- und Gesundheitsschäden. Die WHO schätzt jährlich sieben Millionen frühzeitiger Todesfälle infolge der Luftverschmutzung. China als grösster Emittent von ­Verbrennungsgasen engagiert sich deshalb stark in der Entwicklung von «Clean power»-Technologien. Notabene zählt dort Kernenergie dazu. 

CO₂ ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Kohlestoffkreislaufes, ohne den es auf der Erde kein Leben gäbe. Es ist der Baustoff jeder Pflanze und schliesslich unserer Nahrung. Leben funktioniert auf der Basis der Reduktion von CO₂ mittels Fotosynthese und der Oxidation von Kohlenstoffverbindungen, wie zum Beispiel in unserem ­Stoffwechsel. Das aus fossilen Brennstoffen ­stammende CO₂ ist nur ein Teil der Geschichte. Reisfelder und Kuhmägen produzieren Methan, das rund zwanzigmal klimaschädlicher als CO₂ sein soll. In den Klimabilanzen werden solche Treibhausgase dann in CO₂-Mengen umgerechnet. Hier darf man sich zwar fragen, ob weniger ­Methan produziert würde, wenn anstelle dieser Kulturen dort natürliche Vegetation wachsen und wilde Tiere weiden würden. 

Spätestens wenn es ruchbar wird, dass selbst ein weltweiter Komplettverzicht auf Fossile das Klima nicht steuert, wird das Narrativ der ­Klimakatastrophe in sich zusammenfallen. Eine fortschreitende Substitution fossiler Brennstoffe würde trotzdem Sinn machen. Aus den bereits genannten Gründen des Umweltschutzes und schliesslich auch aufgrund der Endlichkeit dieser Energieträger, auch wenn diese noch in weiter Ferne liegt. Die dumme Fokussierung auf ein ­einziges harmloses Molekül rechtfertigt plötzlich den Einsatz von ineffizienten Technologien mit ganz anderen Umweltfolgen. Landschaftsverschandelung mit unzähligen Windturbinen, ­Plünderung seltener Erden zur Herstellung von Millionen Tonnen von Batterien, Monokulturen von Energiemais und Palmölplantagen werden plötzlich politisch korrekt. Den Vogel schiessen dabei solche «Forscher» ab, die mit Maschinen unter grossem Energieaufwand CO₂ aus der Atmosphäre entfernen wollen. Da kann die Natur nur noch den Kopf schütteln.

Publiziert in der Basler Zeitung vom 17. Februar 2017

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